Fragen und Erfahrungen zur MTT aus langjähriger Praxiserfahrung von René Gräber.

Bevor ich zu den Erfahrungen, bzw. meiner Einschätzung komme, vielleicht erst einmal ein paar grundsätzliche Dinge, was die MTT eigentlich ist. Denn dieser Beitrag wird auch von Patienten gelesen, die wissen wollen, was sie bei der MTT erwartet. Danach versuche ich einige Punkte aufzugreifen, die vor allem für Therapeuten von Interesse sein dürften.

Also: Die medizinische Trainingstherapie wird eingesetzt, um die eingeschränkte Bewegungsfreiheit einer Person teilweise oder vollständig wieder herzustellen. Das eingesetzte Therapiemittel ist die Bewegung – also das Training. Dabei kommen Methoden zum Einsatz, die wir in der Sportwissenschaft kennen: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und die Koordination.

Ich erwähne dies gleich am Anfang, denn die meisten Patienten (und auch viele Therapeuten!) denken, bei der MTT handle es sich „nur“ um Krafttraining. Und gerade das halte ich für einen großen Fehler. Aber ich greife schon wieder vor.

Zuerst geht es einmal darum, den Patienten selbst wieder in „Bewegung“ zu bringen. „Bewegung ist die beste Medizin“ – Dieses Motto setzt sich nämlich auch unter Ärzten immer stärker durch. Denn neue wissenschaftliche Untersuchungen beweisen zuhauf, dass gezielte körperliche Fitness oft mindestens ebenso effektiv ist wie ein Arzneimittel, ohne dass es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt.

Und auch hier muss ich gleich wieder einen Einschub machen: Viele Patienten denken, sie könnten mit dem Training etwas „falsch machen“. So weit sind wir also schon, dass Menschen meinen, eine Bewegung die sie ausführen (mit geringen Lasten!), könne ihnen schaden.

Die gleichen Patienten sind aber bereit, verordnete Arzneimittel mit potentiell schädlichen Nebenwirkungen (inklusive Tod!) dauerhaft, wenn nicht gar lebenslang einzunehmen. Ich bedaure es, dies so deutlich schreiben zu müssen, aber in den Köpfen der Patienten sind da einige völlig falsche Bilder abgespeichert.

Übrigens: zu der Sache mit den Medikamenten habe ich ebenfalls hinreichend berichtet, unter anderem in: Die bitternen Pillen und die schlechten Nachrichten oder Die besten Medikamente zum krankwerden. So, jetzt aber wieder zurück zur Medizinischen Trainingstherapie.

Unter meist physiotherapeutischer Anleitung lernen die Patienten während ihrer frühen Rehabilitationsphase die Übungen, um nach einer Verletzung oder einer Operation die ersten Bewegungen wieder ausführen zu können. Die Medizinische Trainingstherapie stellt zu diesem Übungsprogramm eine sinnvolle Ergänzung dar.

In Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten werden abgestimmte Trainingsprogramme mit Therapiegeräten erstellt, die man zum Teil auch in Fitnessstudios findet. Allerdings benötigen die Geräte für die Medizinische Traningstherapie die sogenannte mpg-Norm (Medizin-Produkt-Gesetz).

Spezielle Rehaserien von Geräteherstellern wie z.B. Proxomed oder mkb (Manfred Keller) sind relativ aufwändig konstruiert und machen eine sehr gezielte Trainingstherapie möglich. Die Abstufung der Gewichte ist ebenfalls anders gestaltet als bei vielen Fitnessgeräten.

Somit kann  eine genauere Belastungsdosierung erreicht werden, als dies mit „normalen“ Fitnessgeräten möglich wäre. Auf der folgenden Abbildung sehen Sie eine Probandin an der Beinpresse R6sl der Firma Keller.

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Entscheidend bei der Auswahl der Geräte ist, dass die Patienten achsengerecht positioniert werden können.

Besonders viele Patienten sind während der Medizinischen Trainingstherapie sehr motiviert, da sich die allgemeinen koordinativen Fähigkeiten sowie Kraft und Ausdauer zunehmend und schnell sichtbar verbessern.

Wie läuft eine Medizinische Trainingstherapie ab?

Eine Medizinische Trainingstherapie dauert unterschiedlich lange. Die Trainingseinheiten sind je nach Trainingsziel in Dauer, Umfang, Intensität und Häufigkeit variabel.

Diese Therapie muss vom Arzt verschrieben werden. Bevor die Therapie beginnen kann, stellen Funktionstests die Belastbarkeit des Patienten fest. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickelt ein Physiotherapeut dann das Trainingsprogramm für den Patienten.

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Für welche Patienten ist die Trainingstherapie geeignet?

Im Prinzip ist die Trainingstherapie für alle geeignet. Gerade auch für ältere und kranke Menschen. Diesbezüglich ist Krafttraining für Senioren ein MUSS.

Alle Patienten, die Muskeldefizite im Bereich Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination haben sollten diese Therapie in Anspruch nehmen.

Dies kann zum Beispiel nach einer Hüftoperation, bei einem Kreuzbandschaden oder bei Gelenkverschleiß der Fall sein.

Anmerkung: Oftmals ist die Frage zu stellen: Ist eine Operation überhaupt notwendig? Oder sind die Schmerzen oder Probleme mit bestimmten Übungen in den Griff zu bekommen. Lesen Sie hierzu auch meinen Beitrag: Bewegungsübungen oder Knieoperation bei Knieproblemen?

Es hat sich außerdem gezeigt, dass Patienten nach einer Organspende deutlich seltener Abstoßungsreaktionen zeigen, wenn sie regelmäßig Sport treiben. Und auch bei Depressionen zeigt die Trainingstherapie erstaunliche Verbesserungen der Gemütslage. Bereits in den 1980er Jahren erkannten Kardiologen, dass Fitness zur Regeneration von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirksam eingesetzt werden kann.

Ebenso sind Patienten mit chronischen Erkrankungen, die eine verminderte Leistungsfähigkeit mit sich bringen, für diese Therapie geeignet. So können die medizinischen Trainingseinheiten wirkungsvoll bei Osteoporose und Diabetes eingesetzt werden.

Die Fibromyalgie, eine Erkrankung des Bewegungsapparats, lässt sich durch Sport sogar besser lindern als durch Schmerzmittel, die den Patienten üblicherweise bei diesem Leiden verschrieben werden.

Überhaupt gelten Bewegungsprogramme als sehr hilfreich bei einer Vielzahl von Schmerzen. Bei Rückenschmerzen beispielsweise empfehlen Fachleute regelmäßige Übungen. Werden diese korrekt durchgeführt, so können sie das Leiden wirkungsvoller vertreiben als irgendwelche Medikamente.

Patienten, die jedoch nach einer Operation noch nicht übunsstabil sind oder akute Erkrankungen haben sollten keine Medizinische Trainingstherapie durchführen.

Das gleiche gilt für Personen, die diese Therapie innerlich ablehnen. Die so genannte Compliance, also der Trainingswille des Patienten, ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Wo ist der Unterschied zwischen der Physiotherapie und der Medizinischen Therapie?

Die medizinische Trainingstherapie ist ein Bestandteil der Physiotherapie. Unter Physiotherapie bzw. Krankengymnastik stellen sich die meisten Menschen ja eher vor, dass man Übungen auf dem Boden machen muss, oder von einem Krankengymnast auf einer Therapieliege „behandelt“ wird, wie zum Beispiel mit Massage.

In der ersten Phase der Rehabilitation führen die Physiotherpeuten mit dem Patienten eher „komplexe“ Übungen durch, damit der Patient überhaupt erst einmal wieder die Kontrolle über seinen Körper zurück erhält.

Dann jedoch kann die Medizinische Traininstherapie den vollen körperlichen Gesundheitszustand wieder herstellen. Liegt die Stärke der Pysiotherapie vor allem in der Entwicklung von neurologischer Fähigkeiten und im Beheben von Mobiltätsdefiziten (Beweglichkeit), hat die Medizische Trainingstherapie ihre Stärke in der methodischen Entwicklung von Kraft und lokaler Kraftausdauer und funktioneller Vorbereitung zur aktiven Teilnahme an allen Bereichen des Lebens.

Aber: Die meisten Patienten, die eine MTT verordnet bekommen, leiden unter Schmerzen. Und die hier ist ein sehr diffenrenzierter Ansatz erforderlich. Die Schmerzreduktion steht an erster Stelle. Hierzu eignen sich vor allem die Faszialen Therapieansätze (Osteopathie, Faszientherapie usw.).

Das Problem: die meisten Therapeuten wissen nicht, wie diese Therapieerfolge durch Übungen seitens des Patienten verbessert werden können. In diesem Zusammenhang verweise ich einfach mal auf meine Artikel zum Faszientraining und zur Beweglichkeit.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die Krankenkasse übernimmt seit 2001 die Kosten für einen Pysiotherapeuten mit der Zusatzqualifikation MTT/MAT (Medizinische Trainingstherapie / Medizinisches Aufbautraining). Die normale Zuzahlung pro Rezept ist für gesetzlich Versicherte Pflicht. Ausnahmen gibt es bei der Zuzahlung nur für Zuzahlungsbefreite.

Vom Arzt kann sowohl die MTT verordnet werden, als auch KGG (Krankengymnastik am Gerät). Beides ist im Grunde das Selbe. Der Arzt legt bei der Verordnung fest, ob es sich um eine Einzelverordnung oder um eine Therapie in der Gruppe handelt.

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