Mit dieser, fast „provokativ“ zu nennenden Überschrift, diskutiert der „Spiegel“ wieder einmal Gesundheitsfragen (spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/eine-stunde-bewegung-wiegt-acht-stunden-sitzen-auf-a-1105113.hhtml). Und was ist dabei diesmal herausgekommen?

Zu diesem Themenkomplex hatte ich bereits ein paar interessante Beiträge veröffentlicht:

Unter dem Strich ergibt sich ein Bild, an dem selbst die Schulmedizin nicht mehr zu zweifeln wagt: Bewegung ist fast so notwendig wie Nahrung und Sauerstoff. Ohne Bewegung wird man zwar nicht umgehend krank, aber man öffnet die Tür für chronische Erkrankungen.

Natürlich macht man sich an dieser Stelle sofort Gedanken, wie viel Bewegung und welche Art der Bewegung dann die Beste seiner Art ist, um seine Gesundheit optimal zu pflegen?

In dem oben erwähnten „Wer rastet, der rottet“ Beitrag war es nur das einfache, aber in definierten Abständen wiederholte Aufstehen aus seiner sitzenden Position, das bereits einen signifikanten Gesundheitsbonus mit sich zu bringen scheint. Also scheint es doch einfacher zu sein als befürchtet?

Der „Sitz-Spiegel“

Der „Spiegel“ Beitrag diskutiert (wieder einmal) eine „wissenschaftliche“ Studie, die auf einer Metaanalyse beruht:

Does physical activity attenuate, or even eliminate, the detrimental association of sitting time with mortality? A harmonised meta-analysis of data from more than 1 million men and women.

In diesem Fall scheint diese Arbeit von Interesse zu sein, da sie mit einer Zahl von 1 Millionen Teilnehmern, auch wenn sie nur virtuell durch die Analyse zu einer Studie verschmelzen, schon einiges an Aussagekraft haben sollte. Nebenbei: Die Durchführung einer randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie mit 1 Millionen Probanden liegt im Bereich des Unmöglichen. Von daher sind wir hier auf solche Formen der Auswertung angewiesen. Aber das nur am Rande.

Die Aufgabe, die sich die Autoren der Studie gestellt hatten, war festzustellen, ob die negativen Effekte des üblichen, alltäglichen Dauersitzens auf chronische Erkrankungen und Mortalität durch körperliche Betätigung antagonisiert werden können? Und in welchem Maße?

Während die NASA-Studie, die in meinem Beitrag „Wer rastet, der rottet“ (siehe oben) davon ausgeht, dass die Effekte eines langen Sitzens nur bedingt durch körperliche Betätigung oder häufiges Aufstehen kompensiert werden können, kommt die norwegische Studie zu einem deutlich erfreulicheren Schluss. Insgesamt wurden 16 Studien in die Auswertung einbezogen. Die Beobachtungsdauer der verschiedenen Studien lag zwischen 2 und 18 Jahren.

Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass ein hohes Maß an moderat anstrengender körperlicher Betätigung, was etwa 60 bis 75 Minuten pro Tag entspricht, das Risiko für Mortalität im Zusammenhang mit dauerhaftem Sitzen komplett antagonisiert. Diese Aktivität vermindert aber nicht ein erhöhtes Risiko, das durch langes Fernsehen entsteht, sondern kompensiert hier nur unzureichend die negativen Effekte.

Diese Ergebnisse zeigen weiter, so die Autoren, wie wichtig und nützlich körperliche Betätigung ist, besonders in einer Gesellschaft, wo sitzende Tätigkeiten oft über etliche Stunden ausgeübt werden müssen und damit eine zusätzliche Belastung für die Gesundheit zu sein scheinen.

Das heißt also in der Praxis, dass es eine Beziehung zu geben scheint, die fast linear Sitzen und ein erhöhtes Mortalitätsrisiko miteinander assoziiert. der mit anderen Worten: Je mehr und länger ich sitze, desto größer wird mein Risiko, zu früh zu sterben. Der Umkehrschluss ist, dass Bewegung – je mehr, desto besser – dieses Risiko herunterschraubt.

Und dies scheint so effektiv zu sein, dass nur rund eine Stunde pro Tag moderat hartes Training oder Bewegung eine Reihe von Stunden Sitzen kompensieren kann. Und hier scheint es keine großen Unterschiede bei der Dauer des Sitzens zu geben. Es kommt nur auf die Dauer der körperlichen Aktivität an.

Das heißt also nicht, dass Leute, die 4 Stunden täglich sitzen müssen, nur halb so viel Zeit für körperliche Aktivitäten aufwenden müssen wie vergleichsweise Leute, die 8 Stunden pro Tag sitzen. Denn das „1-Stunden-Programm“ an körperlicher Betätigung senkt das Mortalitätsrisiko bei beiden Gruppen, den 4- und 8-Stunden-Sitzern gleichermaßen.

Interessant in diesem Zusammenhang, dass Fernsehen (sehr wahrscheinlich im Sitzen) durch das gleiche Maß an körperlicher Aktivität nicht in dem gleichen Maß kompensiert werden kann. Eine Erklärung für diesen Unterschied bleiben uns die Autoren schuldig.

Übrigens: Wenn Dich solche Informationen interessieren, dann fordere unbedingt meinen kostenlosen Fitness-Newsletter dazu an:

Ab ins Fitness-Studio, oder?

Es stellt sich natürlich die Frage, welche Form der körperlichen Betätigung hier die Beste sein mag. Wenn man den Worten des Studienleiters der oben diskutierten Studie glauben darf, dann ist die Anmeldung im Fitnessstudio überflüssig:

Unsere Botschaft ist eine Positive: Es ist möglich, diese Risiken zu senken oder gar zu eliminieren, wenn man nur aktiv genug ist – sogar ohne Sport oder Besuche im Fitnessstudio.

Damit tun sich „ungeahnte“ Möglichkeiten auf. Denn wenn Sport nicht der sonst immer diskutierte und vehement geforderte alleinige „Gesundheitsfaktor“ ist, dann muss es ein Leichtes sein, sein antagonisierendes Maß an körperlicher Betätigung während des Tages einzufahren. Treppen laufen, statt Rolltreppe oder Fahrstuhl, zum Beispiel.

Aber wenn ich mir dann mal ansehe wie viele Menschen tatsächlich eine Treppe nutzen… dann komme ich mir immer wieder wie der „letzte Fußgänger“ vor. Wie es gehen kann, zeigt auch der Beitrag: Wie bekommt man Menschen dazu Treppen statt Rolltreppen zu nutzen?

Ein kurzer Spaziergang während der Pause, statt am Stuhl kleben zu bleiben. Oder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, statt dem Auto, wenn es das Wetter und die Distanz zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zulassen. Wobei ich beim Fahrrad hinzufügen muss, dass man auch hier wieder „nur“ sitzt.

Und wer nicht auf seine „magische Stunde“ pro Tag kommt, der scheint auch schon von weniger zu profitieren, so der „Spiegel“. Vor 2 Jahren veröffentlichte das Blatt einen Beitrag mit dem Titel: „Schon fünf Minuten Joggen pro Tag schützen das Herz“ (spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/joggen-schon-eine-stunde-pro-woche-schuetzt-vorm-tod-a-983280.html).

Wer hier noch ein paar Zweifel haben sollte, der wird vom „Spiegel“ auf eine 1953 durchgeführte Studie hingewiesen, die einen interessanten Tatbestand entdeckte. Diese Studie beschrieb, dass Busfahrer wohl aufgrund ihrer sitzenden Tätigkeit häufiger pathologische Veränderungen der Koronararterien aufweisen als Schaffner, die kaum sitzen, sondern im Bus auf- und ablaufen oder stehen. Leider bleibt uns der „Spiegel“ die Quellenangabe zu dieser Studie schuldig.

Fazit

Wie es aussieht gibt es jetzt doch gute Nachrichten für alle Sport-Muffel: Man muss nicht Unmengen an Sport absolvieren, um die „bösen“ Effekte von ein paar Stunden Sitzen ungeschehen zu machen.

Normale, moderat intensive körperliche Betätigung scheint hier auszureichen, wenn sie eine Stunde und mehr pro Tag durchgeführt wird. Ich wage sogar noch weiter zu gehen: Wenn Sie etwas tun möchten, fangen sie mit der Komponente Beweglichkeit an.

Nach einem von mir erarbeiteten Programm (welches noch zu veröffentlichen ist), reichen bereits 15 Minuten spezieller Beweglichkeitsübungen als Ausgleich. Wenn Sie das interessiert, dann fordern Sie einfach meinen Newsletter an. Die Anmeldebox dazu finden Sie hier unter diesem Artikel.

Damit wird zum Beispiel eine Stunde Gartenarbeit doppelt belohnt, mit einem verminderten Mortalitätsrisiko und leckeren Gemüse und Früchten. Der Nachteil ist jedoch, dass es bei diesem Setup (nur eine Stunde und das auch noch in einem erträglichen Belastungsrahmen in Sachen Aktivität), kaum noch eine Ausrede gibt, warum man immer noch faul auf dem Sofa hockt. „No pain, no gain“ – wie der Lateiner sagt…

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