Schlagwortarchiv für: Übungen

Die Griffkraft ist eine oft unterschätzte, aber essenzielle Fähigkeit, die in vielen Sportarten den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen kann. Sie ist das Bindeglied zwischen dem Körper und den Objekten, die bewegt, gehalten oder kontrolliert werden müssen – und damit buchstäblich das schwächste Glied der Kette, wenn sie vernachlässigt wird.

Ob Strongman, Powerlifting, CrossFit oder Gewichtheben: Ein fester Griff ist unverzichtbar. Aber auch in Sportarten wie Klettern, Ringen, Bogenschießen oder brasilianischem Jiu-Jitsu ist die Stärke der Unterarmmuskulatur entscheidend.

Warum ein starker Griff zählt – weit über den Sport hinaus

Die Griffkraft ist nicht nur im Training und Wettkampf von Bedeutung. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sie ein starker Prädiktor für die allgemeine Gesundheit ist. Studien legen nahe, dass die Griffkraft umgekehrt proportional zur Gesamtmortalität ist und sogar kardiovaskuläre Risiken besser vorhersagen kann als der systolische Blutdruck.

Auch andere Kraftmetriken, wie die Maximalkraft beim Bankdrücken oder in der Beinbeugung, korrelieren mit dem Sterberisiko. Besonders bei älteren Frauen wurde ein Zusammenhang zwischen nachlassender Hüftbeugekraft und einem erhöhten Sterberisiko festgestellt.

Für Kraftsportler und Fitness-Enthusiasten ist ein starker Griff jedoch vor allem eine Frage der Leistung: Beim Kreuzheben, Rudern oder Klimmzügen entscheidet die Griffkraft oft darüber, ob die Übung erfolgreich ausgeführt werden kann oder nicht.

Effektive Übungen zur Steigerung der Griffkraft

Um die Griffkraft gezielt zu trainieren, bieten sich verschiedene Übungen an, die sowohl die statische als auch die dynamische Belastung der Muskulatur ansprechen:

  • Rudern: Für eine stabile Zugkraft und Stärkung der Unterarmmuskulatur.
  • Vertikale Züge: Aktivierung der Hand- und Unterarmmuskulatur.
  • Farmer’s Walk und Koffertragen: Intensives Griffkrafttraining durch das Halten schwerer Gewichte über längere Distanzen.
  • Rack Pulls ohne Gurte: Simuliert das Kreuzheben und fordert die Griffkraft maximal.

Anatomie und Physiologie der Griffkraft

Die menschliche Hand ist ein biomechanisches Wunderwerk: 27 Knochen, davon 14 Fingerglieder, arbeiten in perfektem Zusammenspiel mit Muskeln, Sehnen und Gelenken. Die Finger sind über Interphalangeal-Gelenke verbunden, während die fünf Mittelhandknochen (Metakarpalknochen) die Basis für Bewegungen wie Beugen, Strecken, Spreizen und Zusammenziehen bilden.

Die Griffkraft hängt maßgeblich von den Muskeln des Unterarms ab, insbesondere von den Flexor digitorum profundus und Flexor digitorum superficialis, den Hauptbeugemuskeln der Finger. Ergänzt werden diese durch den Flexor pollicis longus, der für die Beugung des Daumens verantwortlich ist. Diese Muskeln befinden sich im vorderen Kompartiment des Unterarms und sind über Sehnen mit den Fingern verbunden. Sie arbeiten eng mit den drei Handgelenkbeugemuskeln zusammen, um die Griffkraft zu maximieren.

Interessanterweise spielt die Spannweite der Hand eine wichtige Rolle: Die optimale Griffweite für maximale Kraft liegt bei etwa 55 Millimetern. Der Mittelfinger trägt dabei den größten Anteil zur Griffkraft bei, gefolgt von Zeige-, Ring- und kleinem Finger. Laut einer Studie von Cha et al. (2014) steuert der Daumen etwa 17 Prozent der Griffkraft bei, weniger als der Zeigefinger mit 22 Prozent.

Die Bedeutung der Handgelenkstreckung

Eine gestreckte Handgelenksposition ist entscheidend für maximale Griffkraft. Studien (z. B. Shiomose et al., 2011) zeigen, dass die Handgelenkstreckung die Griffleistung verbessert, da sie die optimale biomechanische Position für die beteiligten Muskeln schafft. Dies erklärt, warum das Handgelenk sich automatisch leicht streckt, wenn wir eine Faust ballen.

Die drei Hauptmuskeln der Handgelenkstreckung sind:

  • Extensor carpi radialis longus
  • Extensor carpi radialis brevis
  • Extensor carpi ulnaris

Diese Muskeln können durch gezielte Übungen wie Handgelenkcurls oder Antagonisten-Supersätze gestärkt werden, was wiederum die Griffkraft unterstützt.

Trainingstipps für die Unterarmmuskulatur

Um die Griffkraft systematisch zu verbessern, ist ein gezieltes Training der Unterarmmuskulatur unerlässlich. Hier einige effektive Ansätze:

  1. Handgelenk- und Fingerbeugung: Zweimal pro Woche 2–3 Sätze à 12–20 Wiederholungen mit Kurz- oder Langhanteln.
  2. Handgelenkstrecker: Ebenfalls zweimal wöchentlich mit ähnlichem Volumen trainieren.
  3. Ellbogenbeugung: Ergänzend 2–3 Sätze à 8–15 Wiederholungen pro Seite – bilateral oder einseitig, je nach Ausrüstung.

Für intensivere Griffkraftübungen können Fat-Grip-Aufsätze verwendet werden, die den Durchmesser der Hantelstange erhöhen und so die Fingerbeugemuskulatur stärker beanspruchen. Diese Aufsätze haben Durchmesser von 44 bis 70 Millimetern und simulieren beispielsweise die Anforderungen bei Strongman-Wettbewerben, wo dicke Achsstangen zum Einsatz kommen.

Die Rolle der Rändelung

Die Rändelung auf Lang- und Kurzhanteln sowie Klimmzugstangen ist ein simples, aber effektives Designelement, das die Griffigkeit verbessert. Allerdings kann sie Schwielen verursachen – ein Schutzmechanismus der Haut, der bei intensivem Training unvermeidbar ist. Alternativ bieten Pinch-Grip-Übungen eine schonendere Möglichkeit, die Griffkraft zu trainieren, da sie weniger axiale Belastungen auf die Handhaut ausüben.

Fazit: Der Weg zur Griffkraft-Elite

Ein starker Griff ist nicht nur ein Schlüssel zu sportlichem Erfolg, sondern auch ein Indikator für Gesundheit und Langlebigkeit. Um die Griffkraft nachhaltig zu steigern, bedarf es eines gezielten und konsistenten Trainings, das sowohl die Fingerbeugemuskulatur als auch die Handgelenkstrecker einbezieht. Übungen wie Handgelenkcurls, Farmer’s Walks und Pinch-Grip-Variationen schaffen die Grundlage, während Fat-Grip-Aufsätze und Achsstangen für zusätzliche Herausforderungen sorgen.

Die Griffkraft ist mehr als nur ein Detail – sie ist eine fundamentale Stärke, die sich auf viele Lebensbereiche auswirkt. Wer regelmäßig trainiert, stärkt nicht nur seine Hände, sondern auch seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Übrigens: Wenn Dich solche Informationen interessieren, dann fordere unbedingt meinen kostenlosen Fitness-Newsletter dazu an:

Dieser Beitrag wurde am 26.01.2025 erstellt.

Wussten Sie, dass das Training bis zum absoluten Muskelversagen nicht immer der beste Weg zu maximaler Kraft und Muskelmasse ist? In der Welt des Kraftsports sorgt eine neue Methode für Aufsehen – eine Methode, die das altbewährte Konzept des Trainings auf den Kopf stellt.

Was wäre, wenn der Schlüssel zu Ihrem nächsten großen Durchbruch nicht darin läge, wie schwer Sie heben, sondern darin, wie gut Sie Ihre Grenzen kennen? Lernen Sie die revolutionäre Technik der Autoregulation kennen und entdecken Sie, wie Wiederholungen in Reserve (RIR = Reps in Reserve) Ihr Training auf ein neues Level heben können.

In den letzten zehn Jahren hat sich das Konzept der Autoregulation im Kraftsport durchgesetzt. Dabei spielen die Wiederholungen in Reserve (RIR) eine zentrale Rolle bei der Steuerung von Kraft- und Muskelaufbauprogrammen, im Gegensatz zu früheren Empfehlungen wie 80 Prozent des 1RM für 3 Sätze mit 5 Wiederholungen. Bei diesem Ansatz ist es wichtig, dass der Sportler genau weiß, wie nah er am Muskelversagen ist.

Die meisten Kraft- und Hypertrophieprogramme basieren auf Berechnungen, die unter anderem das persönliche 1RM und die Prilepin-Tabelle einbeziehen. Klassische Programme wie Stronglifts 5×5 geben jedoch keine Hinweise auf die Nähe zum Versagen, sondern empfehlen nur, jede Woche das Gewicht zu erhöhen. Es gibt dabei unterschiedliche Ansichten: Einige Spitzensportler empfehlen, öfter nahe ans Muskelversagen zu gehen, während andere davor warnen und raten, es zu vermeiden.

Außerhalb der Fitnessstudios, insbesondere im Ausdauertraining, kam es derweil zu einer anderen Entwicklung. Die Rede ist von der Borg-Skala zur Bewertung der wahrgenommenen Anstrengung (RPE), ein brauchbares Instrument, um das subjektive Empfinden von körperlicher Anstrengung, Schmerzen und Ermüdung während des Trainings zu quantifizieren.

Borgs Skala basierte auf der Annahme, dass Menschen in der Lage sind, ihren körperlichen Zustand während des Trainings introspektiv zu bewerten und dass diese Bewertungen konsistent auf einer numerischen Skala abgebildet werden können. Dies ermöglicht sowohl eine gute Selbstregulierung der Trainingsintensität als auch deren Kommunikation an den Trainer oder Sportarzt.

Eingeführt wurde die Borg-Skala im Jahre 1962. Sie reichte damals von 6 (keine Anstrengung) bis 20 (maximale Anstrengung). Die Zahlen entsprachen dabei in etwa der Herzfrequenz eines gesunden Erwachsenen, also 60 (Ruhefrequenz) bis 200 Schläge pro Minute.

Zwanzig Jahre später überarbeitete Borg sein Werk und brachte die Borg-CR10-Skala beziehungsweise die Borg-Kategorie-Verhältnis-Skala heraus, die nun von 0 (überhaupt nicht) bis 10 (extrem stark) reicht, wobei jede Stufe mit verbalen Ankern wie mäßig, stark oder sehr stark versehen ist. Im Ausdauertraining ist die CR10-Skala allerdings eher ungeeignet, um die Nähe zum Versagen gut beurteilen zu können.

Die RIR-basierte RPE-Skala

Zourdos et al. beschäftigten sich 2016 eingehend mit einer neuartigen Skala zur Bewertung der wahrgenommenen Anstrengung im Krafttraining, die in der Lage ist, das RIR zu bestimmen. Hierbei wurden insbesondere die verschiedenen Intensitäten des 1RM bei erfahrenen und unerfahrenen Kniebeugensportlern ins Visier genommen. Die RPE-Werte, die in etwa dem RIR entsprechen, wurden nach jedem einzelnen Satz notiert.

Die Studie von Zourdos et al. zeigt im Ergebnis, dass die Verwendung einer RIR-basierten RPE-Skala eine praktikable Methode ist, um die Anstrengung während des Krafttrainings zu quantifizieren und die Trainingsbelastung direkt in Echtzeit zu regulieren.

Anders als herkömmliche Trainingsprogramme, bei denen die Belastung für bestimmte Übungen im Voraus festgelegt wird, berücksichtigt die Autoregulation die Variabilität der täglichen Leistungsbereitschaft des Sportlers aufgrund von Faktoren wie Schlafqualität, Ernährungszustand, Stressniveau und Restmüdigkeit von früheren Trainingseinheiten, siehe auch:

Die auf dem RIR basierende RPE-Skala und das Konzept der Autoregulation wurden vor allem durch den Kraftdreikampf-Trainer Mike Tuchscherer populär. Trotz der aktuellen Beliebtheit der Autoregulation bleiben noch zwei wichtige Fragen offen:

– Wie treffsicher ist die Vorhersage der RIR?

– Wie lässt sich die RIR-Vorhersage weiter verbessern?

Zum Abschluss noch einige praktische Hinweise

Die aktuelle Literatur legt nahe, dass Auszubildende und Trainer die RIR zwar nicht perfekt, aber relativ genau vorhersagen können. Um in der täglichen Praxis der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen, mögen die folgenden Tipps hilfreich sein:

– Gehen Sie stets davon aus, dass Sie die RIR um etwa eine Wiederholung unterschätzt haben.

– Führen Sie den letzten Satz einiger Übungen bis zum Versagen aus, wobei Sie zuvor die RIR für diesen Satz vorhersagen. Dies hilft Ihnen, Ihre Vorhersage der RIR zu „kalibrieren“ und die Lasten für die nachfolgenden Sätze angemessen auszuwählen. Im Übrigen machen Sie sich dadurch mit dem Gefühl vertraut, das Ihnen die Nähe zum Versagen bereits anzeigt.

– Experimentieren Sie vor allem auch mit jenen Sätzen, die nur niedrige Wiederholungszahlen zulassen.

Übrigens: Wenn Dich solche Informationen interessieren, dann fordere unbedingt meinen kostenlosen Fitness-Newsletter dazu an:

Dieser Beitrag wurde am 08.09.2024 erstellt.